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Ist der Text oben zu klein? Nachfolgend der gleiche Text, etwas grösser:

 

Es ist nie zu spät, anzufangen…

 

Mit dem Hufschlag des Pferdes und dem Ruf des Adlers in den Ohren, dem Wind in den Haaren, dem Duft von Leder und Schiesspulver in der Nase, mit der gleissenden Sonne im Gesicht und einem Herz voller Abenteuer, reite ich durch die Prärie. Plötzlich fallen Schüsse. Ich treibe meinen schwarzen Hengst an und eile den Überfallenen zu Hilfe. Während des Galopps ziehe ich mein Gewehr, ziele auf einen Banditen und…

„Was machst du?“ fragte Mutter, die gerade ins Wohnzimmer trat.

„Nichts. Ich denke nach. Warum?“

„Nur so...“ Mutter staubte das dunkle Buffet ab, den Schwarzweissfernseher und den Holztisch vor dem Sofa. Ihr besorgter Blick streifte mich. Dann verliess sie das Wohnzimmer wieder.

Ich höre erneut Schüsse, jage den Banditen nach, durch den Staub, den die Hufe der Mustangs aufwirbeln...

 

Als Kind war ich ein Träumer, flog davon, hinein in Abenteuer und ferne Welten. Ich liebte Geschichten. Schriftsteller zu werden war mein Traum! Was daraus geworden ist? Anfänglich fehlte mir der Mut, später die Zeit, um Geschichten zu schreiben und sie zu veröffentlichen. Der Traum versank im Alltags-Trubel. Erst viele Jahre später, nachdem ich eine Familie gegründet und eine Weiterbildung abgeschlossen hatte, entdeckte ich meinen Bubentraum wieder – dank den glänzenden Augen meiner Kinder, als ich ihnen Geschichten erzählte.

 

Doch da flüsterte mir der innere Schweinehund zu: Tausende von Menschen schreiben erfolgreich Geschichten. Du hast keine Chance! Wer will schon deine Geschichten lesen?

Aber auch eine andere Stimme meldete sich: Wenn auch nur ein einziger Mensch Freude an einer Geschichte hat, dann war es das wert, die Geschichte zu schreiben. Dieser Stimme folgte ich und machte im 1999 erste schriftstellerische Gehversuche – mit bereits dreiunddreissig Jahren. Wo wäre ich heute, wenn ich früher angefangen hätte? Hätte ich bereits einen Bestseller gelandet?

Man weiss erst, wo man hinkommt, wenn man anfängt zu gehen.

 

Zum Alltagsstress und dem inneren Schweinehund gesellte sich die Aufschieberitis hinzu: Den Bubentraum kannst du doch anpacken, wenn du pensioniert bist! Warum sich abrackern? Tönte plausibel – bis ein guter Bekannter frühzeitig starb. Das war mein Weckruf. Aufschieben war keine Option mehr. Ich machte weitere Schritte und staunte, wie sich Türen öffneten und der Weg sich ebnete: Kolumnen schreiben, Lesungen, Website…

 

Seit wann leben Sie Ihren Traum? Seit der Kindheit? Seit der Jugendzeit? Noch gar nicht? Es ist nie zu spät, anzufangen; doch eines Tages wird es zu spät sein, wenn man vor dem Anfangen aufgibt. Leben Sie Ihren Traum! Und vielleicht erkennen Sie irgendwann darin die Handschrift Gottes.

 

 

Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser. Ich danke allen, die mir ermöglichten, Kolumnen zu schreiben, allen, die sie gelesen haben, und allen, die Feedbacks gaben.

Möchten Sie die eine oder andere Kolumne nochmals lesen? Auf meiner Website www.ben-detto.ch sind alle aufgeschaltet. Dort finden Sie auch weitere Geschichten von mir.

 

Herzliche Grüsse und bis bald…

 

 

erschienen im 'reformiert' vom Juli 2013

© Joffrey Benedetto Asta

CH-3237 Brüttelen

 

 

ben-detto | Geschichten zum 'Davonlaufen' | Joffrey Benedetto Asta

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Geschichten zum 'Davonlaufen' von Joffrey Benedetto Asta

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